Sonntag, 13. Oktober 2013

Copacabana

Jetzt gerade sitze ich totmüde in meinem Bett und überlege hin und her, ob es besser ist, schlafen zu gehen oder meine Gedanken und Erinnerungen niederzuschreiben, solange sie noch frisch sind. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich besser schreibe, als stundenlang hin und her zu überlegen.
Anker in Copacabana
Was ich gemacht habe? Meine Gastfamilie hat mich am Samstagmorgen mit der freudigen Information überrumpelt, dass wir nach Copacabana fahren. Das ist ein Örtchen etwas über 1oo km von La Paz entfernt, das am Titicacasee liegt. Ich hatte nach dem Aufwecken gefühlte 8 Minuten Zeit, mich fertig zu machen und in Windes Eile meine [ungeladene] Kamera und alles einzupacken, was man braucht, um ein guter Tourist zu sein. Zu meiner Überraschung ging es dann jedoch erstmal zur Arbeit in die Fabrik. Stunden später [keine Übertreibung!] kamen diverse weitere Personen sodass wir schlussendlich zu zehnt im Auto saßen. Die Aussicht aus dem Auto war atemberaubend. Als wir den See erreichten ging die Sonne bereits unter und die Reflexion auf dem Wasser und die orangerot gefärbten Wolken waren wunderschön. Intelligenter Weise, hatte ich zwar meine Kamera in der Jackentasche, der Akku allerdings, befand sich in meinem Rucksack im Kofferraum. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir dann auch klar, dass wir vermutlich erst heute [Sonntag] zurückkehren würden. Ich hatte natürlich kein Schlafzeug dabei. 
Nachdem wir angekommen waren, gab es erst eine kleine Tour durch das Örtchen. Es ist sehr touristisch und hat viele Souvinirläden und kleine Restaurants oder Straßenstände mit Essen. Wir gingen an alle dem vorbei in eine Seitenstraßen in der sich etwas befand, für das ich keinen Namen finde. Es war in einer Art überdachter Markthalle. Rund herum an den Wänden waren kleine Stände aufgestellt, an denen Kaffee, Tee usw. angeboten wurde. Davor standen Tische mit Bänken. In der Mitte dieser Markthalle wurde in zwei etwas angerosteten Pfannen Gebäck fritiert. Ich habe zu dem fritierten Gebäck [Buñuelos] API getrunken. API ist ein typisch bolivianisches/ peruanisches Getränk aus Mais. Klingt sehr komisch, schmeckt aber großartig! Neben Mais enthält es Zucker, Zimt, Nelke und den Rest hab ich nicht verstanden. Es wird heiß serviert und typischer Weise reicht man dazu eine Art Teigtasche mit Käsefüllung und Puderzucker. Die Entdeckung von API habe ich meinem AFS-Betreuer zu verdanken! Nach der Verköstigung ging es dann in ein Hotel. Man würde es in Deutschland vermutlich nicht Hotel nennen. Absteige träfe es eher, aber der bolivianische Standart ist halt etwas anders. Türen schlossen nicht richtig, dafür ging der Klodeckel nicht richtig auf. Alle Zimmer hatten 3 Betten und auf dem Weg die Treppen hinauf wurde schon fleißig diskutirert, wer mit wem auf ein Zimmer geht. Natürlich die Eltern zusammen in ein Zimmer, der Vater meiner Gastmutter mit seiner Freundin auf ein anderes, mein älterer Gastbruder mit seiner Freundin auf ein Zimmer, seine Tochter mit meinen Gasteltern, meine beiden anderen Gastgeschwister auf ein Zimmer... und ich? Ich hatte im Endeffekt ein Zimmer für mich alleine. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das als großzügige Geste ansehen soll oder als das, was ich eher vermute: dass meine Geschwister sich kein Zimmer mit mir teilen wollten. [Berichtete ich bereits, dass ich seit 2 Wochen von meiner Gastschwester ignoriert werde und es einem Wunder gleichkommt, wenn sie auf mein 'Guten Morgen' antwortet? Nein? Vielleicht ein anderes Mal.] 
Zugegeben... ganz allein war ich garnicht auf dem Zimmer...
Kreuze bei kitschiger Kirche

Am nächsten Morgen ging unser Weg gleich zurück in die Tee-Markthalle. Eine Wohltat. Die Sonne hatte sich entschieden, sich mal einen Tag frei zu nehmen und mich in Top und Sweatshitjacke alleine zu lassen. Wir besichtigten eine Kirche. Die ist weitaus kitschiger, als die meisten deutschen Kirchen, die ich kenne und ich muss es wissen, ich bin meinem Vater in einige Kirchen gefolgt! Es gibt hier viel mehr Gold und bunte, nicht dazu passende Farben. Anschließend an einige weitere Runden durch das Örtchen bestiegen wir ein Boot, dass uns zu den islas flotantes brachte. Das sind schwimmende Inseln. Genauer gesagt, sind es [fast] morsche Holzbretter, die mit Hilfe von Styroporblöcken oder leeren PET-Flaschen über Wasser gehalten werden. Bedeckt sind sie mit Schilf. Auf einer dieser schwimmenden Inseln haben wir Fisch gegessen. Danach ging es zu einer anderen Anlegestelle, an der man sich Glücksbringer kaufen konnte und dann wieder zurück zum Festland. Um 14:3o wollten wir uns eigentlich auf den Rückweg machen. Alle stiegen ins Auto und waren berteit zur Abreise... nur der Fahrer fehlte. Nach einer Viertelstunde warten, fanden wir heraus, dass er sich schlafen gelegt hatte. Wirklich abgefahren sind wir dann um 15:55.
Ich will mir wirklich nicht beschweren, immerhin habe ich etwas gemacht und es gab kulinarische Köstlichkeiten und den ein oder anderen wirklich tollen Ausblick, aber zusammengefasst bestand dieser Ausflug für mich aus fahren, laufen, essen, laufen, essen, schlafen, laufen, essen, laufen, etwas besichtigen!, laufen, essen, laufen, essen, warten und fahren; wobei sich 'laufen' als 'sinnlos in der Gegen rumlaufen und die Zeit umgehen lassen' definiert. Gesprochen habe ich wenn überhaupt, dann auch nur mit der Freundin meines älteren Gastbruders. Ich denke, es wäre bestimmt ein gelungener Ausflug gewesen, wäre ich mit jemand anderem als meiner Gastfamilie gegangen. Aber diese Chance bietet sich Gott sei dank noch diesen Monat, wenn AFS fast die selbe Tour macht.
Auf schwimmender Insel
[mehr gibts von mir erstmal nicht zu sehen]
Der Titicacasee. Ohne Sonne

Anlegestelle... den Stegen war echt nur schwer zu vertrauen!

Bei der Kirchenbesichtigung habe ich übrigens 4 Kerzen angezündet. Ich bin mir nicht ganz sicher für wen die 4 Kerzen sind. Erst dachte ich für meine Familie. Mama, Papa, René und Rebecca, aber dann würde mein Miezekätzchen fehlen und meine Freunde, der Rest der Familie und andere tolle Menschen. Ich habe an ganz viele Menschen gedacht [die sich jetzt bitte alle angesprochen fühlen] und ich hoffe, dass es ausreicht, wenn sich alle zusammen 4 Kerzen teilen.

2 Kommentare:

  1. Danke, für die Kerzen...wir werden sie sicher alle gerne teilen.
    Ich zünde für dich eine GLÜCKSKERZE an!
    Örmi, das

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  2. Ich bin mit einem Bruchteil Kerze absolut zufrieden (falls etwas für mich übrigbleibt). Worauf ich mich freue ist Titicaca-See im Sonnenschein mitten im deutschen Herbst (ich hoffe, die AFS Tour hat die Sonne gebucht).
    Patonkel

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