Donnerstag, 31. Oktober 2013

This is Halloween!?

Halloweendeko von vor 2 Jahren
Heute ist Halloween. Wer hätte das gedacht. Es ist das erste Jahr, in dem mich die Erinnerung meines Handys, dass mir verkündet, dass heute der Tag aller Tage im Jahr ist, mich tatsächlich überrascht hat. Ich bin so gar nicht in Halloweenstimmung. Das könnte verschiedene Gründe haben: Zum einen ist es warm. Die wenigen Bäume, die es hier gibt werden eher grüner, als dass sich ihre Blätter orange-rot färben und die Bürgersteige in Waldwege verwandeln. In einigen Schaufenstern hängt noch immer die Farbenfrohe Frühlingsdeko, die nur hier und da durch Grimmassenschneidene Kürbisse und Fledermäuse ersetzt wurde. Das Kunstblut hier in Bolivien scheint irgendwelche giftigen Inhaltsstoffe zu haben, weshalb es nur auf dem Schwarzmarkt verkauft wird, und wer möchte schon giftiges Blut haben. Und sind wir mal ganz ehrlich... Was ist Halloween ohne Blut!? Was auch dazu beigetragen haben könnte, dass sich meine Euphorie sehr in Grenzen hält, ist dass ich in einem weiß-beige-braunen Zimmer schlafe. Mal ganz abgesehen davon, dass das ja sowieso meine absoluten Lieblingsfarben sind [ACHTUNG, DUCKEN, IRONIE!!!], vermisse ich meine schwarzen, Spinnweben-überzogenen Wände, mein Ungeziefer [die Armeisen in meinem Bett hier zählen nicht], mein UV-Licht und meine Nebelmaschine. Und natürlich vermisse ich auch meine verrückten Freunde und meine fast normale Familie, die Halloween jedes Jahr auf's neue zu etwas besonderem machen.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Titicaca See

Sorry, dass es diesmal so lange gedauert hat. Ich war so müde am Sonntag und danach hat mich das Internet verlassen. Ich hatte eigentlich sogar vor, den Post von einem Schulrechner im Informatikunterricht zu veröffentlichen. Aber wir hatten Examen und da konnte ich mich nicht unbemerkt ins Internet schleichen...Aber hier kommt [dann halt etwas verspätet] der hoffentlich interessante Bericht:

Der See [Blick von der Sonneninsel]

Dieses Wochenende war die AFS-Reise zum Titicacasee. Mit über 4o Schülern und Freiwilligen trafen wir uns am Samstagmorgen zur Abreise. Allein die Busfahrt war schon lustig. Wir haben die Leute, mit denen wir geflogen sind wiedergetroffen und viele, viele neue kennengelernt. Man konnte sich über alle möglichen Dinge unterhalten, Erfahrungen austauschen oder einfach nur über die Familien bzw AFS-Bolivien lästern. Ohne untergehende Sonne war der Ausblick nicht ganz so atemberaubend, wie letztes Mal, aber immer noch wirklich schön. Wir genossen die Busfahrt mitsamt der Aussicht und knabberten Süßigkeiten bis die Kurven anfingen. [Von denen zu berichten habe ich das letzte Mal versäumt] Deutsche Serpentinen sind nichts im Vergleich zu bolivianischen Kürvchen in grausamer Höhe gepaart mit noch viel grausamerem bolivianischem Fahrstiel. Ich habe es aber überlebt. Gott sei Dank! Sonst hätte ich den Rest der wunderbaren Reise verpasst. Nachdem wir Copacabana erreicht hatten, sind wir direkt auf Boote umgestiegen, die uns zur Isla del Sol [der Sonneninsel] gebracht haben.

Freitag, 25. Oktober 2013

LamaAlarm

Wir unterbrechen das übliche Programm für eine wichtige Mitteilung
Ich hab heute mit einem Kaugummi kauenden Babylama im Minibus gesessen! Und ich hab die ganze Zeit über '¿Como se llama?' [Wie heißt es?] geschmunzelt, weil llama heißen und Lama bedeutet.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Schule

Was ein Sauwetter heute. Es regnet und wenn es regnet wird es hier kalt. Nicht unbedingt so angenehm in einer Stadt in der alle Transportmittel mit weit offenen Fenstern [oder auch Türen] fahren. Aber das ist es gar nicht das, worüber ich mich heute beschweren möchte. Eigentlich hatte ich vor nochmal einen etwas genaueren Einblick in meinen Schulalltag zu gewähren und die Unterschiede zu deutschen Schulen festzuhalten.
Unten Cosi, oben Pao[la].
Das ist übrigens unsere Sportuniform.

Ich dachte eigentlich immer, das bischhöfliche Mädchengymnasium, dass ich bis zum Ende der 8. Klasse besuchte, sei streng gewesen, weil wir nicht mit dem Flummi spielen durften. Als ich aber letztens ganz harmlos eine Mitschülerin/ Freundin huckepack genommen habe, hat mir ein Lehrer auf spanisch sehr erzürnt gesagt, ich solle sie absetzen. Da hat dann auch nicht geholfen, so zu tun, als würde ich ihn nicht verstehen. Sein Todesblick war eindeutig. besagter Lehrer hat mich so oder so ein bisschen auf dem Kicker. Er zwingt mich ein Buch auf spanisch zu lesen [vllt. ist jemandem 'Der Steppenwolf' von Herman Hesse ein Begriff?], mit dem selbst meine Klassenkameraden teilweise Probleme haben. Wie soll ich es dann schaffen ohne die Hilfe des Internets eine Zusammenfassung davon zu schreiben? Aber ich weiß mir da schon zu helfen. Im Großen und ganzen ist und bleibt der Unterricht hier nämlich sehr einfach. Selbst in Fächern, in denen eine gewisse Sprachkenntnis erforderlich ist, kann ich jetzt folgen. Tests schreibe ich teilweise auch mit. In Mathe [man mag es kaum glauben] war ich als zweite fertig, I5 Minuten vor allen anderen. Volle Punktzahl hab ich allerdings nicht. Den MultipleChoice-Teil hab ich falsch geraten... da waren so viele spanische Worte drin, die mich verwirrt haben; mir wurden Punkte abgezogen dafür das mein 'd' zu sehr nach einem 'a' aussieht und es gab auch Punktabzug dafür, dass ich I-3+I2-4.2+I.I ohne Zwischenschritt zusammengerechnet hab. Zum Matheniveau hier muss ich glaub ich nicht mehr viel sagen. In den Englischtests [eine Seite Lücken füllen und MultipleChoice] mache ich mir einen großen Spaß daraus die Rechtschreib- und Grammatikfehler der Lehrerin zu korrigieren und meine Antworten überausführlich zu geben. Das verwirrt sie so schön. Und was ich heute gelernt habe: Im Relitest kriegt man tatsächlich Punkte dafür, seinen Namen auf's Blatt zu schreiben!? Natürlich nur, wenn man das richtig macht. Ich hab keine Punkte bekommen... Dafür hab ich in Politik nur einen Punkt weniger als einige meiner Klassenkameraden! Die letzten Tests des Jahres folgen im November. Vielleicht lerne ich davor sogar, dann könnte die Chance bestehen, dass ich mehr Punkte habe, als meine Klassenkameraden.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Dinge, die ich ganz schrecklich vermisse:

  • Ein Federoberbett
    Hier stapelt man Wolldecken übereinander und schläft zwischen beliebigen Schichten. Das ist zwar warm aber für meine eiskalten Patschefüße nicht warm genug...
  • Meine Farben, Leinwände & Pinsel.
    Das wichtigste und vorallem leichteste hab ich zwar mitgenommen, aber nichts ersetzt meine Kunstkramsammlung, die sich leider Zuhause, 1o.ooo km von mir entfernt befindet.
  • Milch & Frühstück
    Milch gibt es hier zwar, aber meine Familie zieht es vor, Milchpulver zu kaufen [kein Ersatz!!!!] und die Frische Milch, die wir haben, mit Kakaopulver zu verunreinigen. Mit dem Frühstück bin ich natürlich von Zuhause aus sehr verwöhnt. Die Auswahl ist immer riesig und gut. Hier gibt es fast ausschließlich Orangenmarmelade und ich breche in innerliches Jauchzen aus, wenn es mal etwas Fleischwurstähnliches oder komischen Käse gibt.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Meine Freunde




Ich wollte euch eigentlich nur ganz kurz meine Freunde vorstellen. Das [←] sind sie. Von links nach rechts: Pedro, Maria & Ricado.
Sie sind großartig. Fallen einem nie ins Wort, widersprechen nicht und das beste: sie verstehen mein Spanisch immer. Ausnahmslos! Ich habe keine Ahnung, was ich ohne sie tun sollte.
Eins steht auf jeden Fall fest. Diese Freunde kann ich nicht hier lassen. Wenn ich nach Hause komme, kommen sie auf jeden Fall mit. Koste es was es Wolle.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Nervioso

Die coolen Karten aus dem 1€ Shop
Chicos, ¿podemos jugar? ¿Tal vez 'Nervioso'?
Ich dachte mir, heute teile ich mit der Welt, was ich so im Unterricht mache. Selbstverständlich versuche ich mich so gut wie möglich an meine Abmachung zu halten, alles zu tun, was meine Mitschüler auch tun. Die letzten Tage fanden die Mitschüler in meiner unmittelbaren Nähe großen Gefallen an meinem Kartenspiel und da dachte ich mir, ich müsste mitmachen! Das Spiel, welchem wir uns mit Vergnügen widmeten heißt 'Nervioso' [zu deutsch: nervös]. Die Regeln sind bemerkenswert einfach [was will man auch großartig erwarten, von Schülern, die in der Abschlussklasse Bruchrechnen lernen]. Die Karten werden gleichmäßig auf alle Spieler aufgeteilt. Ein beliebiger Spieler beginnt, indem er die oberste Karte, seines verdeckten Stapels auf den Tisch legt und UNO [eins!] sagt. Der Spieler zu seiner Linken tut es ihm gleich und sagt DOS [zwei!]. So geht es im Uhrzeigersinn immer weiter. Sollte die Karte, die auf den Tisch gelegt wurde tatsächlich dem entsprechen, was gesagt wurde [z.B UNO - Ass, 5 - 5 oder K - König] so versuchen alle Spieler so schnell wie möglich ihre Hand auf die Karte zu legen. Der letzte, dem dies gelingt, muss die Karten aufnehmen und das Spiel geht weiter. Man muss den Stapel ebenfalls an sich nehmen, wenn man fälschlicher Weise, die Hand, auf eine Karte legt, einen Spieler überspringt oder eine falsche Karte ansagt [z.B statt J/B, 11] also, wenn man nervös handelt. Das alles klingt vielleicht gar nicht so spaßig, ist es aber! Insbesondere bei uns! Beim Spielen kommt immer wieder der Zwischenruf 'rapido!' [schnell], was einen dazu veranlasst die Karten eine nach der anderen auf den Tisch zu kloppen. Außerdem kommt es schon mal vor, dass ich, doof wie ich bin einfach mal, meine Hand auf den Tisch haue, weil ich der festen Überzeugung bin, eine 3 gesehen und gehört zu haben. Auch ganz lustig ist es, wenn man das Spiel mit langen Fingernägeln spielt... Sagen wir es so: UNO, DOS, TRES, CUATRO - patsch, patsch, patsch, AUUUUUU! patsch, AUUU! Da sind blutende Hände nichts besoderes.

Also Kinder: Zuhause nur unter Aufsicht Erwachsener spielen!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Copacabana

Jetzt gerade sitze ich totmüde in meinem Bett und überlege hin und her, ob es besser ist, schlafen zu gehen oder meine Gedanken und Erinnerungen niederzuschreiben, solange sie noch frisch sind. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich besser schreibe, als stundenlang hin und her zu überlegen.
Anker in Copacabana
Was ich gemacht habe? Meine Gastfamilie hat mich am Samstagmorgen mit der freudigen Information überrumpelt, dass wir nach Copacabana fahren. Das ist ein Örtchen etwas über 1oo km von La Paz entfernt, das am Titicacasee liegt. Ich hatte nach dem Aufwecken gefühlte 8 Minuten Zeit, mich fertig zu machen und in Windes Eile meine [ungeladene] Kamera und alles einzupacken, was man braucht, um ein guter Tourist zu sein. Zu meiner Überraschung ging es dann jedoch erstmal zur Arbeit in die Fabrik. Stunden später [keine Übertreibung!] kamen diverse weitere Personen sodass wir schlussendlich zu zehnt im Auto saßen. Die Aussicht aus dem Auto war atemberaubend. Als wir den See erreichten ging die Sonne bereits unter und die Reflexion auf dem Wasser und die orangerot gefärbten Wolken waren wunderschön. Intelligenter Weise, hatte ich zwar meine Kamera in der Jackentasche, der Akku allerdings, befand sich in meinem Rucksack im Kofferraum. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir dann auch klar, dass wir vermutlich erst heute [Sonntag] zurückkehren würden. Ich hatte natürlich kein Schlafzeug dabei. 
Nachdem wir angekommen waren, gab es erst eine kleine Tour durch das Örtchen. Es ist sehr touristisch und hat viele Souvinirläden und kleine Restaurants oder Straßenstände mit Essen. Wir gingen an alle dem vorbei in eine Seitenstraßen in der sich etwas befand, für das ich keinen Namen finde. Es war in einer Art überdachter Markthalle. Rund herum an den Wänden waren kleine Stände aufgestellt, an denen Kaffee, Tee usw. angeboten wurde. Davor standen Tische mit Bänken. In der Mitte dieser Markthalle wurde in zwei etwas angerosteten Pfannen Gebäck fritiert. Ich habe zu dem fritierten Gebäck [Buñuelos] API getrunken. API ist ein typisch bolivianisches/ peruanisches Getränk aus Mais. Klingt sehr komisch, schmeckt aber großartig! Neben Mais enthält es Zucker, Zimt, Nelke und den Rest hab ich nicht verstanden. Es wird heiß serviert und typischer Weise reicht man dazu eine Art Teigtasche mit Käsefüllung und Puderzucker. Die Entdeckung von API habe ich meinem AFS-Betreuer zu verdanken! Nach der Verköstigung ging es dann in ein Hotel. Man würde es in Deutschland vermutlich nicht Hotel nennen. Absteige träfe es eher, aber der bolivianische Standart ist halt etwas anders. Türen schlossen nicht richtig, dafür ging der Klodeckel nicht richtig auf. Alle Zimmer hatten 3 Betten und auf dem Weg die Treppen hinauf wurde schon fleißig diskutirert, wer mit wem auf ein Zimmer geht. Natürlich die Eltern zusammen in ein Zimmer, der Vater meiner Gastmutter mit seiner Freundin auf ein anderes, mein älterer Gastbruder mit seiner Freundin auf ein Zimmer, seine Tochter mit meinen Gasteltern, meine beiden anderen Gastgeschwister auf ein Zimmer... und ich? Ich hatte im Endeffekt ein Zimmer für mich alleine. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das als großzügige Geste ansehen soll oder als das, was ich eher vermute: dass meine Geschwister sich kein Zimmer mit mir teilen wollten. [Berichtete ich bereits, dass ich seit 2 Wochen von meiner Gastschwester ignoriert werde und es einem Wunder gleichkommt, wenn sie auf mein 'Guten Morgen' antwortet? Nein? Vielleicht ein anderes Mal.] 
Zugegeben... ganz allein war ich garnicht auf dem Zimmer...
Kreuze bei kitschiger Kirche

Freitag, 11. Oktober 2013

Zusammenfassung II

Heute war Weltfrauentag [auf jeden Fall in diesem Teil der Welt]. Das ist hier wohl was besonderes. Man ...äääh... Frau bekommt Rosen!!! Mir wär es lieber, sie würde Kekse bekommen, aber man kann wohl nicht alles haben. Zur Feier des Tages haben wir in der Schule Plakate gebastelt und den kompletten Klassenraum mit gelber Wolle in ein gigantisches Spinnennetz verwandelt. Ich hab von der Wolle immernoch was im Haar.
Mein Wörterbuch lügt übrigens. Es sagt, dass das H im Spanischen immer stumm ist. Chips Ahoy! werden aber mit H gesprochen. Das hat mich glücklich gemacht. Außerdem habe ich eine Bolivianische Gefängnismauer angefasst [ja.. natürlich von außen... ich habe sie nicht überwinden können]. Aber → 'I hoap di Moa angfasst!'
Und um den Tag perfekt abzurunden habe ich eine echte Katze gesehen! So Real Life und so. Das erste mal seit über 2,5 Monaten! Juhu! Sie wollte mich aufessen, aber was macht das schon... KATZÖÖ!

¡Sí, hoy estoy muy feliz! No estaba en mi casa. Asi [conclusión de lo normal]: ¡La casa es mala! ¡Yaaaaaaaa! Chau, Amigos.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Seit 8o Tagen in der Welt

Sonntag: Nachdem ich fertig bin mit all den üblichen Hausarbeiten [Wäsche waschen, spülen, aufräumen, saugen, etc.], kommt in mir eine gewisse Langeweile auf. Diese veranlasste mich heute dazu, mal einen genauen Blick darauf zu werfen, wie lange ich schon hier bin und wie lange ich noch hier sein werde. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich mich vor genau 8o Tagen [nicht besonders emotional] am Frankfurter Flughafen von meinen Eltern verabschiedet habe, um in die Welt aufzubrechen, um ein Abenteuer zu erleben! Das Abenteuer Bolivien.
Jetzt bin ich hier und irgendwie ist alles viel weniger abenteuerreich, als ich es erwartet hätte. Im Grunde ist es die meiste Zeit über ziemlich langweilig. Die größten Lichtblicke sind neben der Schule alle Freizeitaktivitäten, die ich so habe und um ehrlich zu sein: Das sind momentan nicht besonders viele. Sobald einmal die Neugierde bezüglich des neuen, ausländischen, blonden Mädchens verflogen ist, sind viel weniger Menschen gewillt spontan etwas mit ihm zu unternehmen. Auf der anderen Seite lernt man mit der Zeit den ein oder anderen besser kennen. Als Folge ergibt sich, dass man zwar mit weniger Menschen etwas zu tun hat, aber dafür mit einigen wenigen intensiver.