Montag, 4. November 2013

Familienwechsel

Am Donnerstag [Halloween] habe ich tatsächlich noch in einer Nacht- und Nebel-Aktion die Familie gewechselt. Na, okay. Nacht und Nebel ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es kam doch schon ziemlich überraschend! Also... WARUM?  ist jetzt wohl die Frage aller Fragen.

Es war nicht so, dass ich eine schlechte Familie hatte. Ich bin mir sicher, dass diese Familie voller toller Personen war ...nur leider habe ich davon nicht all zu viel mitbekommen. Die Chemie stimmte einfach nicht. Wir hatten keine Gemeinsamkeiten, weder gemeinsame Interessen, noch sonstwas; nichts worauf man eine familiäre Beziehung hätte aufbauen können. Alle in der Familie haben viel und lange gearbeitet, sodass ich eigentlich fast immer allein Zuhause war und selbst wenn nicht, gab es eigentlich niemanden, der mit mir geredet hätte. Sie haben null Interesse an meiner Person oder meiner Kultur gezeigt und das, obwohl ihr Sohn jetzt für ein Austauschjahr in Deutschland ist.

Ich habe mich unwohl gefühlt, ungewollt und völlig fehl am Platze. Ich muss zugeben, ich habe nicht viel getan, um die Situation zu verbessern, aber ich habe kein Ziel vor Augen gehabt. Ich hatte nicht die Hoffnung, dass es sich großartig verbessern könnte. Durch den Kulturunterschied und meine ganz eigene Art, habe ich es vermutlich sogar noch schlimmer gemacht, sodass meine Ex-Gastschwester die letzten 4 Wochen nicht mehr mit mir gesprochen hat und ich mehr wie eine unerwünschte, aufgezwungene Pflicht behandelt wurde als alles andere. Nicht unbedingt eine angenehme Situation. Mein Ex-Gastvater und der älteste Sohn, sowie seine Freundin waren die einzigen zu denen ich zumindest kein schlechtes Verhältnis hatte und die habe ich leider nur recht selten zu Gesicht bekommen.
Ich hatte bereits Ende September/ Anfang Oktober um einen Wechsel der Familie gebeten, den mir AFS allerdings nicht gestattete, da mir die 'Gründe zum Wechseln fehlten'. Dass es jetzt dann doch funktioniert hat, liegt [vermute ich] daran, dass meine Gastmutter mich rausgeschmissen hat. Ich hatte in der Schule auf die Frage, wie ich mich hier in Bolivien fühle wahrheitsgemäß geantwortet und es unter anderem damit begründet, dass mein Gastbruder nicht mit mir sprach. Das wahr offensichtlich falsch. Sobald sie das nämlich herausgefunden hatte, war es absolut vorbei mit der 'familiären Stimmung'. Weil die Familie dann letztes Wochenende eine Reise machen wollte und es mit der Interaktion wirklich komisch geworden war, musste ich raus.
Der Abschied war dann sehr merkwürdig. Nur meine Nichte, meine Schwester und die Empleada [Haushaltshilfe] waren anwesend und mehr als ein 'Chao' bekam ich nicht zu hören. Naja... ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet hab.
Jetzt bin ich weg und mir geht es sehr viel besser mit der neuen Familie!

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