Montag, 9. September 2013

Wir machen einen Ausflug

...bzw haben gemacht. Und zwar gestern. Um 4:4o klingelte mein Wecker, weil mir gesagt wurde, dass wir uns um 5:45 vor der Schule treffen und ich als Deutsche ja die dumme Angewohnheit habe pünktlich kommen zu wollen.  Ich war dann auch um 5:48 die zweite vor Ort. Und es war dunkel. Und kalt. Die Busse, die 'allerspätestens' um 6:3o abfahren sollten kamen um 6:45 angerollt und blieben dann auch ersteinmal da stehen. Warum? Aber natürlich weil noch jemand fehlte. Der wiederum kam um 5 nach 7 und um 1o nach sind wir dann tatsächlich nach El Alto gefahren. [El Alto gehörte einst zu La Paz, ist nun aber eine eigenständige Stadt, die nochmal knapp 5oo m höher liegt als La Paz.] Dort erwartete uns ein Zug, der, wie mir gesagt wurde, um 8 Uhr abfahren sollte. Und daaa wurde mir dann so einiges klar. Sobald mir das nächste Mal jemand sagt, ich soll zu einer bestimmten Uhrzeit irgendwo sein, komme ich einfach ne Stunde später, dann bin ich pünktlich. Das ganze hat auch noch einen Namen: Hora Boliviana!
Erst einmal im Zug [ein uraltes Ding, das bei uns bestimmt keine 5oo m weit fahren dürfte] richteten sich alle ihren Platz gemütlich ein. Wenig später dröhnte Musik durch das Abteil und noch ein paar Augenblicke danach Standen alle im Gang und auf den Sitzen und tanzten und sangen. IM ZUG!! Bei dem ganzen Getanze und Gehüpfe fing unser Wagon an rhythmisch mitzuhüpfen. Würde bei uns nie passieren. Hier war das völlig in Ordnung und der Schaffner, der hin und wieder durch unser Abteil spazierte, sang fröhlich mit, während er sich durch die tanzenden Leiber zwängte. Alle singen mit. Egal ob schön... Hauptsache laut!
Mit voll aufgedrehter lateinamerikanischer Partymusik trottete unser Zug also durch die Landschaft, mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit von vielleicht 25 km/h. Am Fenster zogen die mit Gras bewachsenen Weiten der Hochanden vorbei. Hin und wieder sah man eine Siedlung und Nutztiere. Kühe, Rinder, Schafe und Esel. 
Nach einer Weile kam der Zug zum stehen. Es hat mich ein bisschen Zeit gekostet, um zu bemerken, dass wir angekommen waren, denn zum einen wackelte der Zug immernoch vor lauter Tanzerei und zum anderen war das Stehen auch nicht sonderlich von der Fahrgeschwindigkeit zu unterscheiden. Angekommen waren wir aber und zwar in Tiwanaku [oder auch Tiahuanaco]. Das ganze ist eine Ruinenstätte einer Prä-Inka-Kultur. Leider gibt es gar nicht allzu viel zu sehen. Es liegen hauptsächlich Steine in der Gegend rum und es gibt die ein oder andere Mauer. Es ist halt schon sehr als und das sieht man der Stätte auch an. Außerdem ist bisher nur ca. 1% der Stadt ausgegraben.
Nach der Besichtigung ging es zurück in den Zug. Ich habe bolivianische Kartenspiele gelernt und im Austausch meinen neuen Freunden 'Arschloch' beigebracht. Kulturaustausch Pur! 

Die nächste Station war auf jeden Fall ein See, Was auch immer das für ein See war. Das Wetter hat ab da leider nicht mehr zu 1oo% mitgespielt. Das wurde aber ausgeglichen dadurch, dass es auf dem Boot, mit dem wir über den See fuhren Essen gab. Ich habe Fisch gegessen, den man hier nicht sehr oft bekommt und er war köstlich! Dummer Weise kann ich da nicht mal eben hin fahren, um den nochmal zu essen, also werde ich mich mal durchfragen, wo man den in der Stadt vielleicht bekommen könnte. Nach dem Essen wurde Musik angemacht und Überraschung! es wurde wieder getanzt. AUF 'NEM BOOT. Allmählich fange ich an, mich zu fragen, ob es Orte gibt, an denen Bolivianer nicht tanzen. Friedhof vielleicht? obwohl...
Für mich war es ein sehr gelungener Tag. Ich habe ein Lama gesehen! Habe ich das schon erwähnt? Ein echtes, flauschiges Lama... oder ein Alpaka, keine Ahnung worin die sich unterscheiden. Und überhaupt, ich habe etwas gemacht. Und ich hab Farbe bekommen. Also einen Sonnenbrand! Demnach war das ein durch und durch gelungener Tag. Absolut widerholungwürdig, meine ich. Nächster Halt: Machu Picchu? Das wär doch mal was!

Besagte Landschaft... ziemlich kahl da oben
Der See... mit Böötchen
Und daaa ist das Lama-Alpaka-Dingsbums! Also das mit den 4 Beinen, versteht sich.

3 Kommentare:

  1. Liebe Cosima,

    so einige Anmerkungen habe ich schon zu deinem soo erlebnisreichen Tag:

    1. Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit der Fußball-WM 2006, da haben selbst in Deutschland Menschen in Zügen gesungen und getanzt (oder wenigstens geschunkelt) und keinen hat es gestört (und es waren defintiv keine Bolivianer)

    2. "Arschloch" ist fürwahr ein großer Beitrag zum Kulturaustausch. Meine amerikanischen Kollegen stehen aber noch mehr auf das für sie nahezu unaussprechliche, typisch deutsche Wort "Reinheitsgebot". Vielleicht lässt sich das ja auch in Bolivien importieren.

    3. Auch wir haben letzte Woche echte Lamas (oder Alpakas, auf jeden Fall 4 Beine) in freier Wildbahn gesehen und mussten dafür nur bis nach Mecklenburg fahren. Wenn es dir also nur um Lamas gegangen sein sollte, hast du möglicherweise was falsch gemacht.

    4. Natürlich hast du gar nichts falsch gemacht. Bleib so mutig und so sehnsüchtig (auch wenn es manchmal einfach nur nach Hause ist).

    Bis die Tage

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    1. Hm... ich fühle mich kritisiert. 'Arschloch' ist ein Kartenspiel. Ich bin dazu übergegangen meinen Freunden das Wort 'Sprudelwasser' beizubringen, wenn ich nach Schipfwörtern gefragt werde, dann hat man immer was zu lachen. Und natürlich ging es mir nicht nur um die Lamas. Hier gibts es auch frei lebende Flamingos!

      Btw. es ist immer ganz schön zu wissen, wer kommentiert.

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    2. Flamingos waren da, wo wir waren, weit und breit nicht, 1:0 für dich. Ich setze aber mehrere See-Adler und einige Schlangen dagegen, beide kann man allerdings nicht streicheln.

      Sprudelwasser ist natürlich auch sehr schön...

      Ab jetzt werde ich mich zu erkennen geben, versprochen

      Patonkel

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