...was da so viel heißt wie 'Komm, Cosima. Auf gehts!'. Warum dieser Titel? Das ist so ziemlich das, was ich am häufigsten in diesem Land höre; neben 'Du musst unbedingt spanisch lernen!'. Spanisch lernen würde ich ja wirklich gerne aber wir sind uns ja alle über mein Minimalismusproblem im Klaren. Im Klartext: Ich lerne einfach nicht gerne alleine und da niemand mit mir lernt ist das alles, was mir hier zu tun bleibt. Vokabeln lernen. Das hab ich schon mit Englisch nie gemacht. Als Resultat für meine geringe Bereitschaft mich der quälenden Langeweile zu ergeben und stundenlang allein über spanischen Wörtern und der dazugehörigen Grammatik zu brüten, habe ich jetzt diverse Abkommen mit meiner Familie.
- Ich muss alles machen, was meine Klassenkameraden auch machen.
Das heißt: Hausaufgaben machen, Tests mitschreiben und mich am Unterricht beteiligen. Wie auch immer ich das mit meinen herausragenden Spanischkenntnissen bewerkstelligen soll. Oder auch, dass ich Fächer wie Informatik und Chemie habe, von denen ich noch nie Ahnung hatte. - Ich darf nur noch eine Stunde am Tag an den Computer.
Meine Familie schiebt gerne meine Kopfschmerzen, die unglücklicher Weise ziemlich dauerhaft habe, seit ich hier bin, auf die Tatsache, dass ich viel Zeit am PC verbringe. [Nicht mehr Zeit, als Zuhause auch.] Ich weiß jetzt nur nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll, die ich alleine im Haus verbringe. Im Kartenhausbauen bin ich bemerkenswert untalentiert, wie ich leider feststellen musste.
Doch dafür gibt es natürlich eine Lösung... nämlich 3. - Jeden Samstag sowie einen Tag in der Woche, nach der Schule, gehe ich mit in die Fabrik.
Juhu. Das haben wir diesen Samstag gleich mal ausprobiert. Nachdem ich mit mit, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen aus dem Bett gezwungen und darum gebeten habe bitte zu Hause bleiben zu können, weil es mir doch verhältnismäßig schlecht ging, sind wir dann in die Fabrik gefahren. Doch diesmal habe ich nicht nur herumgesessen, nein, ich habe gearbeitet. Zuerst Altpapier geschleppt und gewogen, danach nasses Papier vom Boden gekratzt und anschließend Säcke gestapelt. Hab mich trotz Schmerzen ganz gut geschlagen [und in meinem Kopf meine Schwester für ihre Ignoranz verflucht]. Wenn das also mit meinem geplanten Künstlerdasein nichts gibt, steht mir eine vielversprechende Karriere in einer Klopapierfabrik bevor.
Zwei gute Sachen, bringt/brachte das ganze aber doch mit sich. 1. Ich kann demnächst irgendwann nachholen Fotos von der Fabrik zu machen. 2. Das Verhältnis zu meiner Schwester, das zwischenzeitlich ziemlich gelitten hat [aus für mich recht unerklärlichen Gründen], hat sich seit Samstag massiv verbessert.
Klingt spaßig, ne? Momentan, bzw eigentlich schon länger, fühle ich mich nicht besonders wohl. Ich hab bisher nicht darüber geschrieben und werde es auch jetzt nicht besonders ausführlich tun, da ich noch immer die Hoffnung habe, dass sich das bald ändert. Ich spiele schon länger mit dem Gedanken [und jetzt hat es auch meine Familie von sich aus vorgeschlagen], dass ich vielleicht die Familie wechsle. Die Chancen sind ziemlich hoch, dass ich es tatsächlich tun werde. Sobald meine Entscheidung dazu feststeht kommt auch ein Post mit Beweggründen usw. aber im Moment ist das nichts worüber ich gern' rede. Außer mit Christin [anderes Mädl hier im Austausch, auch aus meiner schönen 6o.ooo Einwohnerstadt]. Danke, Christin! Du bist ein super Kummerkasten. [So hieß doch das Ding bei KiKa, oder?]
Liebe Cosima,
AntwortenLöschenheute ist ein trauriger Tag. Und immer wenn ein trauriger Tag ist verkrieche ich mich in meiner Musik. Bei nur 1 Stunde Computer kannst du gar nicht genug Musik zur Verfügung haben um vollständig einzutauchen, wenn du das überhaupt kannst oder willst. Aber du bist doch Malerin (bist du keine Malerin)!! Nimm diesen Schmerz und diese Ausweglosigkeit auf und setz sie um. Das muss doch gehen:
- Sprachlosigkeit in Langeweile
- Langeweile in Verzweiflung
- Verzweiflung in Verlustangst
- Verlustangst in Dankbarkeit
- Dankbarkeit in Kraft
- Kraft in ein Bild
Merk dir diese Gefühle, sie sind ätzend unwiederbringlich großartig.
Patonkel