'Andere Länder, andere Sitten!' ...oder wie sagt man so schön? Dass hier einiges anders sein würde als Zuhause, habe ich natürlich erwartet, aber von dem ein oder anderen war ich dann doch sehr überrascht. Von zweien der Dinge, die einen Bolivianer zu einem echten Bolivianer machen, habe ich schon berichtet. Tanzen und der Straßenverkehr. Dazu muss ich vermutlich auch nicht mehr viel sagen... Es ist einfach verrückt!
Nach nicht allzu langer Zeit in diesem Land fällt einem auf, dass die Toleranz gegenüber Lautstärke hier sehr viel höher ist, als bei uns. Immer und überall klingelt ein Handy und zwar in voller Lautstärke und das Telefonat wird dann laut lachend angenommen. Manchmal könnte man meinen, die Telefonierenden versuchten über die Distanz zu ihrem Gesprächspartner hinweg zu schreien. Auch ein lärmender GameBoy [oder wie man die Dinger heutzutage nennt], oder laut spielende Musik, sind in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht selten anzutreffen. Was die Handys angeht, so gibt es noch etwas anderes sehr merkwürdiges. Selbstverständlich wird in Deutschland, in der Schule, unter den Tischen gerne mal die ein oder andere SMS verschickt. Hier versteckt man das Handy nicht unterm Tisch. Es werden SMS geschrieben, Fotos gemacht oder auch telefoniert. Im Unterricht. Aber die Lehrer scheint es nicht zu stören. Die Lehrer werden hier übrigens nicht wie bei uns mit Nachnamen angesprochen, sondern mit 'Profe' [Shortform von 'Profesor/a']. Auch der Direktor, die Kassierer und noch der ein oder andere wird mit der Berufsbezeichnung angesprochen. Mich erinnert das jedes Mal an meine Grundschulzeit, in der wir immer 'Herr Busfahrer' sagten. Abgesehen davon sagen die Leute hier sehr gerne Namen. Oftmals wird man morgens in der Schule mit Namen begrüßt oder er wird in den Raum geworfen, damit keine peinliche Stille entsteht. Das ist etwas sehr merkwürdiges für mich.