Sonntag, 8. Dezember 2013

Uyuni-Reise 3/4

Nach der atemberaubenden Sternennacht, die so eisigkalt war, dass ich selbst im Fellgefütterten Schlafsack gefroren habe, begann ein schläfriger Morgen. In der Nacht hatten wir eigentlich abgesprochen, den Sonnenaufgang zu bewundern, doch mein Wecker hatte mich vergessen oder sich entschieden den Anblick der aufgehenden Sonne nicht mit mir zu teilen. Wie auch immer, ich habe davon nichts mitbekommen und so müde wie ich war fand ich es auch gar nicht so dramatisch... bis ich die Fotos sah.
Die Laguna Colorada mit ihrem rot gefärbten Wasser
Mit weitgehend leeren Kameraakkus und entsprechend gereizten Gemütern stiegen wir wieder in unsere Autos. Der erste Stopp war an der Laguna Colorada [die rote Lagune]. Durch die vorherrschende Algenart und den hohen Mineralstoffgehalt ist das Wasser rot gefärbt. Je nach Tageszeit und Betrachtungwinkel kann das Wasser blutrot, rosé oder orange-gelb wirken. Die Färbung des Federkleides der Flamingos, die in großer Zahl in der Laguna Colorada anzutreffen sind, ist im übrigen auf diese Mineralien und Algen zurückzuführen. Soweit ich das mitbekam erklärte die ganze Gruppe die Lagune zum schönsten Ort Boliviens, aber es ging ja noch weiter.

GruppenFoto am Arbol die Piedra
Arbol de Piedra
Wir fuhren zum [zumindest für Hardcore-Touristen] recht bekannten Baum aus Stein, ein Steingebilde, das einem Baum tatsächlich nicht unähnlich sieht. Mitten in der Wüste, wo es wirklich nichts gibt außer heißem Sand und Hügeln, trafen wir erneut auf große Felsformationen, die uns neue Klettermöglichkeiten boten, aber auch den Ausblick auf den Baum aus Stein. Mit Steinen ging es dann auch weiter. Nachdem uns unsere Tourleiter quasi von den Felsen geschubst haben, um uns wieder in die Autos zu kriegen fuhren wir durch die Landschlaft. Und wir fuhren und wir fuhren und wir kamen durch eine Schlucht mit ganz vielen Steinen und wir fuhren und fuhren und blieben auf einmal stehen. Eines der Autos hatte eine Panne und da ich in Auto Nummer 11 [von 13] saß, das ziemlich weit hinten fuhr hielten wir mit an. Während die Fahrer an den Autos herumwerkelten [der Mechaniker, der eigentlich ganz hinten in Auto Nummer 13 fahren sollte, um zu helfen, wenn nötig war natürlich vorgefahren], sonnten wir uns auf den Steinen und die deutschen unter uns hielten an ihren AFS-Traditionen fest: Wenn es nix zu tun gibt macht man Energizer!!! Die Stunden zogen dahin, währen wir tanzten und spielten und langsam machte sich der Hunger bei uns bemerkbar. Gott sei Dank wurden wir von einem aufheulenden Motor erlöst.
Autopanne vom Feinsten
Wir sonnen uns in der Zwischenzeit
Nach dem Essen, an einem extreeeeem windigen Ort fuhren wir an diversen Lagunen vorbei, an den wir allerdings nicht hielten. Wir sahen sehr viele Flamingos und Vikuñas [zu deutsch: Vikunjas, eine Unterart der Kamele, genau wie Lamas]. Auf unserm Weg zur nächsten Station wurden wir aufgehalten... durch eine Autopannne und man konnte natürlich nicht damit rechnen, dass der Mechaniker gelernt hatte und jetzt wie geplant hinten fuhr. Naaaa! Selbstverständlich waren unsere Fahrer aus sich gestellt und es dauerte wieder einige Stunden bis der Motor wieder in Gang gebracht werden konnte. Wir erklommen einen Berg [das war wirklich, wirklich anstrengend], von dem aus wir einen wunderschönen Ausblick über das Land hatten. Berge, Sträucher, Staubpfade, Schimmelflecken [dunkle Flecken in der Wüstenlandschaft, die wir uns nicht erklären konnten und die Schimmel nicht ganz unähnlich sahen]. Mit der untergehenden Sonne im Rücken hatten wir die perfekte Sicht auf all das. Es herrschte die perfekte Stille. Kein Geräusch außer das Rascheln des Andengrases durch das der Wind wehte.
Ausblick von weiter unten vom Berg
Unterbrochen wurde die Stille durch einen wieder funktionierenden Motor und wir beeilten uns, wieder zu den anderen unserer Gruppe aufzuschließen. Die warteten bereits Stunden am einzigen noch 'aktiven' Vulkan Boliviens, wobei sich dessen Aktivität darauf beschränkt, Rauch auszustoßen. Vor dem Vulkan jedoch bietet sich der Anblick einer Landschaft, die man so kein zweites Mal findet. Wellen aus Lavagestein, in denen sich teilweise Tiere erkennen lassen. Vom Vulkan aus [es war schon spät geworden] ging es dann direkt zum Hotel. Wobei von 'direkt' kann man eigentlich kaum sprechen. Zunächst fuhren wir durch die Wüstenlandschaft, zwischen Bergen und Hügeln hindurch, duch den Sonnenuntergang. Wenn ich den Sonneununtergang vom Vortag schon als schön beschrieben habe, fehlen mir die Worte für diesen. Der Himmel färbte sich in allen Farben und die Schatten unserer Jeeps zeichneten sich immer länger auf dem roten Wüstensand ab.
Salztisch auf Salzboden an der Salzwand

Das Hotel das wir für die Nacht bezogen war ein Salzhotel. Salzhotel deshalb, weil alles aus Salz war... Also ALLES! Die Wände, der Boden, die Tische, die Stühle, Bettgestelle - einfach alles. Ein paar von uns mussten sich ersteinmal davon überzeugen, ob es denn auch wirklich Salz und leckten die Wände ab. Sicher eine ganz hygienische Angelegenheit, wenn man bedenkt wie viele skeptische Touristen vermutlich die selbe Idee hatten. Das Bad erscheint mir noch einer Beschreibung wert: Am Ende des Korridors war eine Tür, die als wir sie öffneten in eine stockdunklen Raum fürhte, nur dass es bei näherem Hinsehen gar kein Raum war. Wir standen draußen in der Nacht. Es gab nichts als ein Waschbecken. Hinter einer weiteren Tür versteckte sich noch eine Toilette, aber auch die jenigen die lange suchten, fanden keine Dusche. Nach einem bitteren und salzaufwirbelden Kampf um die wenigen vorhanden Steckdosen entgitten wir in unseren Salzbetten in Träume über den kommenden Tag - unser Abenteuer auf dem größten Salzsee der Welt.


Flamingos in der Laguna Colorada

Und noch mehr Flamingos... Ach ne, Moment, das sind wir!
Dana - Judith - Johanna - ich - Christin


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