Mittwoch, 4. Juni 2014

Leichen im Keller

Ich wollte eigentlich schon ewig einen Post über das bolivianische Bauwesen machen, habe aber entweder keine Zeit gefunden, oder andere Sachen als wichtiger empfunden. Aber jetzt ist es endlich so weit. 

In meinen Augen ist es sehr verwunderlich, dass nicht die Hälfte der Häuser hier zusammenbricht, denn in der bolivianischen Bauweise gibt es keine tragenden Wände. Die Stabilität wird hier durch Betonpfeiler gesichert. Eisenstangen, werden senkrecht in den Boden gerammt und dann mit Beton ummantelt.
Das Skellet des Hauses sieht dann in etwa so aus:
Ich weiß ja nicht, aber irgendwie erweck das kein großes Vertauen in mir. Wie genau der Boden jetzt eingebracht wird ist und bleibt mir auch weiterhin ein Rätsel.

Foto geklaut bei: www.lostiempos.com


Die Wände werden mit Zeigelsteinen aus Keramik errichtet. Diese Ziegelsteine haben sechs Löcher, damit weniger Material verbraucht wird. Für die Wände werden diese Ziegelsteine quasi hochkant verwendet, sodass die Wände aller Häuser genau zwei Löcher dick sind. Das verbunden damit, dass es keine Heizungen gibt und die Fenster sowie das Dach und alles andere nicht isoliert werden, sollte erklären, warum mir bei durchschnittlichen 11° Außentemperatur immer kalt ist.




Auf dem Land und in den Dörfern gibt es nicht einmal diese Art der Ziegelsteine. Hier wird Lehm gerocknet aus dem zuvor Steine geformt wurden. Diese werden dann mit Hilfe von feuchtem Lehm zusammengemauert und am Ende wird die Wand mit Lehm verputzt. Das einzige Problem stellt dabei die Regenzeit dar, wenn den Bewohnern im wahrsten Sinne des Wortes das Haus überm Kopf wegregnet.

Das wohl interessante am bolivianischen Bauwesen hat jedoch mit der ursprünglichen Religion Boliviens zu tun. Die Aymara [ein indigenes Volk] glauben an die Pachamama, die wohl am besten als Göttin/ Mutter der Erde zu beschreiben ist. Die Pachamama verlangt Opfergaben. So wird zu bestimmten gelegenheiten Alkohol auf die Erde gegossen, diverse Kräuter und Zigaretten verbrannt, um diese Göttin zu befriedigen und Gesundheit und Fruchtbarkeit zu erbitten. 
Damit das neu erbaute Gebäude nicht zusammenbricht [die Bolivianer scheinen ihrem Baustiel genau so sehr zu vertrauen, wie ich], müssen Opfergaben an die Pachamama gebracht werden. Traditionell sind diese in Form eines Lamafötus, der in das Fundament des Gebäudes eingegossen wird. In manchen Fällen ist aber selbst das nicht genug. 
Man hat schon davon gehört, dass auch Menschen geopfert wurden, lebendig begraben unter flüssigem Beton. Dazu werden Menschen gesucht, die auf der Straße leben, ohne Heim oder Familie. Unter dem Vorwand, ihnen Helfen zu wollen, bekommen sie ihre Henkersmahlzeit serviert. Gutes Essen und große Mengen Alkohol vernebeln ihnen die Sinne, sodass sie sich wiederstandslos in eine Grube legen lassen. Und das war dann das letzte, was man je von ihnen sah.

2 Kommentare:

  1. Wieso spüre ich dieses unwiderstehliche Verlangen, bald ein größeres Gartenhaus zu errichten ;-)

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  2. Und wieder einmal wird meine arme Branche durch erschütternde Unkenntnis in Verruf gebracht. Ich erspare mir hier die Hinweise auf unterschiedliche Baustile der verschiedenen Kontinente (es heißt übrigens wirklich Skelettbauweise) und gehe lieber mal in den Keller, riechen, ob bei unserem Haus auch Bolivianer mit gebaut haben.

    Patonkel

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