Ich bin jetzt schon seit drei Monaten hier an der Uni und habe noch gar nicht berichtet, wie das so ist. Deshalb hier eine grobe Zusammenfassung der Fächer und was ich da so mache:
Anatomie ist nicht so, wie ich es mir ursprünglich vorgestellt habe. Ich dachte, es hätte einiges an Theorie, frei nach dem Motto: Wo sitzt welcher Knochen, wie heißt er und von welchem Muskel wird er wie bewegt? So ist es aber nicht. Stattdessen jagt eine Hausaufgabe die andere. Zeichnet den Schädel von vorne, hinten und im Profil! Fügt die Gesichts und Nackenmuskulatur hinzu! Benennt die Muskeln! Zeichnet die Armkochen mit Handfläche nach innen und Handfläche nach außen! Fügt die Armmuskulatur hinzu! Zeichnet die Knochen des Oberkörpers! Fügt die Brust- und Rückenmuskulatur hinzu! ...
Mal ganz abgesehen davon, dass das auf Dauer ziemlich eintönig und langweilig wird, ist das auch extrem viel Arbeit.
Der Zeichenunterricht begann nicht minder spannend. Die ersten 4-6 Wochen haben wir uns ausschließlich mit der Struktur des Kopfes beschäftigt. Das ist sehr interessant zu lernen. Der einfachste Weg, so schnell wie möglich die ungefähre Struktur eines Gesichtes auf Papier zu bringen, war mit zuvor noch nicht bekannt. Als ich in den Kurs kam, war sehr auffällig, dass alle anderen bereits ein Jahr studiert hatten. Ich war so ziemlich die schlechteste im Kurs. Nach und nach habe ich mich ein bisschen verbessert und inzwischen bin ich richtig gut, eine der besten. Dazu muss man aber auch sagen, dass wir inzwischen komplette Gesichter, mit allen Schattierungen und Details machen. Zuvor war der Plan, das Gesicht in Blöcke aufzuteilen. Nase, Augen, Ohren und Mund haben demnach Flächen und Kanten und sind nicht [wie es eigentlich der Fall ist] rund und linienlos. Ich bin leider bis heute nicht in der Lage mir das Gesicht eckig und kantig vorzustellen und so auf Papier zu bringen. Kubismus wird demnach nie eine Kunstrichtung für mich werden.
Im Unterricht der Malerei arbeiten wir mit Ölfarben, ein Material, dem ich bisher nie viel Vertrauen schenkte. Es ist nicht Wasserlöslich, trocknet zu langsam und überhaupt... ne! Inzwischen stehe ich den Ölfarben nicht mehr ganz so kritisch gegenüber. Mit Übung sehen meine Werke jedes Mal ein bisschen besser aus, jedoch ist es sehr wichtig, dass wir in dem selben Stil, wie unsere Dozentin arbeiten. Erfolgt das nicht, ist das Ergebnis [und mag es noch so gut aussehen] schlecht/ verbesserungswürdig.
Zu guter Letzt bleibt noch die Bildhauerei. Das ist der Unterricht, der mir am meisten gefällt. Aufgabe war es, eine lebensgroße, menschliche Skulptur zu erstellen. angefangen hat alles mit dem groben Skelett aus Eisentangen, dass wir mit Blumendraht zusammengewerkelt haben. Im Anschluss folgte die 'Muskulatur', die wir mit Hilfe von Zeitungspapier, Plastikflaschen und sonstigem improvisierten. Seit mehreren Wochen sitze ich jetzt an der eigentlichen Skulptur. Mit Ton gilt es nun, die genaue Form und Details auszuarbeiten. Ich habe ein paar Fehler im Skelettaufbau gehabt, die ich jetzt vertuschen muss. So lehnt sich mein zu langer Arm auf ein Buch.
Neben dem Unterreicht... oder auch im Unterricht spielen in der Uni die sozialen Kontakte auch eine wichtige Rolle. Wieso auch immer das so ist, aber ich habe hauptsächlich [beinahe ausschließlich] weibliche Freunde. Die Herren in der Uni bleiben größtenteils unter sich und diejenigen mit denen ich mehr zu tun habe sind aus dem Kurs für Grafikdesign.
Ich vermisse dich!
AntwortenLöschenJetzt gerade könnte ich eins unserer stundelangen nächtlichen Telefonate gut gebrauchen!
Und ich will unbedingt die fertige Skulptur sehen :)
Ganz liebe Grüße
Marie :):)
Das sieht ja alles gar nicht mal so gut ... ähh schlecht aus. :-P
AntwortenLöschenDarf ich dir einen Tipp geben, damit die ganze harte Arbeit nicht vergebens ist? Lass dir einen Leistungsnachweis (transcript of records) von der Uni ausstellen. Damit kannst du dir eventuell einige der Fächer hier in Deutschland auf ein Studium anrechnen lassen.
Bis in 3 Wochen :)
René