Freitag, 11. April 2014

Ausnahmezustand

Nachdem ich die Fragerunde dann doch eigentlich beendet hatte, kamen noch ein paar weitere Fragen rein.
'Ich würde gerne wissen wie es dir geht wenn du an verschiedene Themen oder Personen denkst. Deine Eltern, deine Katze deine anderen Menschen zu Hause. Und inwiefern hat dich das Auslandsjahr verändert? [...] 
Bist du jetzt wirklich sportlich? 
Wie sieht dein Alltag aus? 
Kannst du mehr Fotos machen?'
Jetzt da der Abflug und die damit verbundene Rückkehr näher rückt, denke ich viel öfter an Zuhause als zuvor. Ich frage mich häufig, wie meine Freunde wohl reagieren werden, wenn ich auf einmal wieder da bin, wie sie sich verändert haben, wie sich unser Dörfchen verändert hat, wie ICH mich verändert habe. Wer weiß, ob es wirklich einfach ist, wieder daran anzuschließen, wo man losgelassen hat. Trotz allem freue ich mich sehr, bald alle wieder zu sehen, Freunde, Familie. Natürlich insbesondere die Eltern. Crispi [meine Katze] ist leider verstorben und darum denke ich lieber nicht an sie.

Keine Ahnung, wie ich mir die Illusion machen konnte jemals sportlich zu werden. Ich lebe im 4. Stock auf einem Berg und bin jedes Mal völlig KO, wenn ich endlich durch die Wohnungstür krieche. Aber da ist dann ein Kater, der mich mehr oder weniger freudig begrüßt, also steigt man doch gerne all diese Treppen [und selbstverständlich gibt es hier oben Essen].


Mein Alltag ist im Grunde herzlich langweilig. Morgens um 7 klingelt mein Wecker, den ich gekonnt ignoriere, bis es ¼ vor 8 ist, denn um 8 Uhr muss ich aus dem Haus und einen Minibus finden, der mich bis ans andere Ende der Stadt bringt. Die Fahrt dauert je nach Verkehr knapp eine Stunde. Und dann sitze ich in der Uni fest... naja, das klingt dramatischer, als es ist. Wir machen zwar insbesondere im Zeichenunterricht die ganze Zeit das Selbe, aber das lässt sich mit guter Musik im Ohr und mit jeder Menge Gebrabbel mit den anderen Studenten im Endeffekt doch ganz gut aushalten. Wenn ich am Nachmittag keinen Unterricht habe, gehe ich zum Mittagessen zu meinen Großeltern [da meine Eltern beide arbeiten, haben sie keine Zeit zum kochen]. Von dort aus laufe ich bei schönem Wetter den Berg zu unserem Haus hinauf, bei Regen siegt die Faulheit [kampflos] und ich fahre hoch. Im Haus angekommen zeichne ich oder ich sitze am PC oder ich nerve den Kater. Ich wollte mich eigentlich schon ewig mit ein paar Freunden treffen, aber irgendwie kriegen wir das nicht auf die Reihe. Mein Organisationstalent gepaart mit der bolivianischen Mentalität, ist da nicht gerade hilfreich. Abends esse ich zusammen mit meiner Familie. Meistens gibt es Sandwichs mit Mate. Mate lässt sich am besten als Tee beschreiben. Meine Lieblingssorte ist aus Anis, Kamille und Coca-Blättern. Er hilft bei allen möglichen Beschwerden und da ich hier immer irgendwelche Zipperlein habe, kann ein Tässchen Mate nicht schaden. Sonntags gibt es jetzt ein neues Highlight. Dank des sehr mit dem US-amerikanischen verbundenen Fernsehens kann ich mich wöchentlich über eine neue Folge Game of Thrones freuen. Ich habe meine Familie gezwungen die ersten 3 Staffeln mit mir zu gucken und sie sind beinahe genau so begeistert, wie ich.

In wie fern ich mich verändert habe ist schwer zu sagen. Das ist, wie der Sonne beim untergehen zu zugucken. Man weiß sie bewegt sich und wenn man nur alle 5 Minuten hinschaut, sieht man auch den Unterschied, wenn man aber nicht wegsieht, nimmt man die Bewegung eigentlich kaum wahr. Selbstverständlich verhalte ich mich hier anders, aber ich bin schließlich auch in einer völlig anderen Umgebung mit anderen Sitten und anderer Kultur. Also lasse ich mich mal überraschen, was ihr so für Veränderungen an mir entdeckt.
Eins kann ich aber doch verraten: Meine Haare sind gewachsen!

Zuletzt, was die Fotos angeht, so erwische ich mich regelmäßig bei dem Gedanken: Ach hätte ich jetzt nur meine Kamera dabei. Andererseits ist inzwischen für mich auch alles so normal geworden, dass es gar nicht mehr fotografierendswert erscheint. Aber hier mal ein paar Fotos, die ich bisher für mich behalten habe:


Ein paar schöne Berge

Eine Schülerin ohne Hausaufgaben

Irgend ein wichtiges Gebäude

Jacqueline, eine Klassenkameradin und ich


Die Weihnachtsbäckerei!

Das Ergebnis fiel extrem süß aus!

Die Jungfrau von Oruro

1 Kommentar:

  1. Hi Cosima, sorry, ich war lange nicht auf Deinem Blog (eben das erste Mal wieder, obwohl ich vorher eine begeisterte Leserin war), weil sich die Krankheit meines Vaters dramatisch verschlechertert hatte und er dann an meinem Geburtstag verstorben ist. So habe ich keine Zeit und auch keine Kraft mehr gehabt, etwas anderes zu tun als mich um meinen Vater zu kümmern (als er noch lebte) und dann um die Beisetzung etc. Das nur als Erklärung warum von mir keine Frage eingestellt wurde.... Liebe Grüße nochmal von Anke

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