Mittwoch, 12. März 2014

1oo Happy Days

Im Endeffekt ist es doch immer wieder erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht! Bis zu meinem voraussichtlichen Abflug am 2o.Juni fehlen nur noch 1oo Tage. Zur Feier des Tages hab ich da mal was vorbereitet. Das Alphabet. Viele kennen es, viele lieben es. Hier kommt meine Version des Alphabets. Hier kommt Bolivien von A bis Z.

 
Aymara. Das ist sowohl eine Kultur, alsauch eine Sprache, die vorwiegend im Altiplano zu finden ist.
Billig. Mit billig meine ich nicht nur preisgünstig, sondern eben auch billig. Man bekommt hier in Bolivien fast alles günstiger, was zum großen Teil daran liegt, dass die Sachen gefälscht sind. Da bleibt dann nicht selten die Qualität auf der Strecke. Andererseits, kann man sich auf häufig überraschen lassen.
Cumbia. Was für den Deutschen der Schlager ist, ist für den Bolivianer la Cumbia. Der Rhythmus ist bei jedem Lied der selbe und sie variieren nur teilweise in der Melodie. Da ja bereits die deutsche Volksmusik mein Herz höher schlagen lässt, ist es wohl kaum verwunderlich, dass Cumbia, mich da ebenso berührt.
Dörfer. Die Landschaft Boliviens wird durch wenig Population unterbrochen. Städte gibt es knapp ein Dutzend, der Rest der Bevölkerung lebt in kleinen Dörfern. Während die Städte überfüllt sind und der Verkehr einen in den Wahnsinn treibt, ist das Leben in den Dörfern sehr einfach. Die Leute leben von dem, was sie produzieren [Ackerbau, Viehzucht] und tragen häufig Schuhe aus kaputten Autoreifen. So weit abgelegen von dem Rest der Zivilisation, sprechen die Dorfbewohner eher die indigenen Sprachen, als spanisch.
Empanadas. Ein typisches Gebäck, vorallem hier in La Paz, sind Empanadas. Teigtaschen mit Käsefüllung, die sich besonders zum frühstücken eignen.
Filme. Neben Kolumbien, ist Bolivien eines der Länder, in dem Piraterie am eifrigsten betrieben wird. So bekommt man die neusten Kassenschlager, bereits bevor sie in den Kinos sind. Eine normale DVD bekommt man für umgerechnet knapp 45 Cent. Für Blu-Rays muss man etwas tiefer in die Tasche greifen. Ganze 1,11€ kostet dieser Luxus. Bei diesen Spottpreisen ist es nicht verwunderlich, dass hier beinahe jeder Haushalt über eine gigantische Videothek verfügt.
Gesetze. Während sich um Piraterie in der Regierung keiner große Sorgen zu machen scheint, werden immer neue Gesetzte zum Schutz der indigenen Kulturen verabschiedet. So muss jeder Politiker mindestens eine, der traditionellen Sprachen erlernen, um in der Regierung arbeiten zu können. Auch die Kinder müssen jetzt ran. Seit diesem Jahr, muss jede Schule entweder Aymara oder Quechua lehren. Das schafft neue Arbeitsplätze und einen stärkeren Sinn für die bolivianische Kultur, so der Gedanke dahinter.
Hora Boliviana. Wenn einem für einen Ausflug gesagt wird, man muss und 6 Uhr da sein, kann man eigentlich davon ausgehen, dass der letzte so gehen viertel vor 8 eintrudelt. Zeitangaben werden nur selten wirklich ernst genommen, gerade wenn es um inoffizielle Treffen geht; also zwischen Freunden und Familie.
-ito/ -ita. Hier wird alles verniedlicht. Was einst Empanada war, wird zu Empanadita, Pan zu Pansito oder der Name Andrea zu Andreita. Grundsätzlich kein Problem, im Gebensatz zum Deutschen klingen die Verniedlichungen wenigstens schön, nur bei den Namen geht es meiner Meinung nach eindeutig zu weit.
Jajaja. Die spanische Lache, weil das H stimmlos ist. Der Weihnachtsmann macht auch jo jo jo.
Karneval. Wenn die meisten Leute an Karneval denken, kommen ihnen Bilder von Köln und Rio in den Kopf. Aber auch hier in Bolivien, in Oruro, wird Karneval ganz großgeschrieben und wird jährlich von Menschenmassen geflutet. Der Karneval von Oruro wurde 2001 von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.
Lamas. Natürlich sind Lamas genau das, wofür Bolivien bekannt ist und hier in den Anden [also im nicht-tropischen Teil Boliviens] gibt es auch sehr viele davon. Nur in der Stadt begegnet man ihnen recht selten.
Llajua. Weil das Essen hier recht trocken ist und dem Lateinamerikaner die Schärfe nicht fehlen darf, reicht man zu jedem Gericht Llajua. Es besteht aus geriebenen Tomaten und Locoto [eine scharfe Paprika] und ist je nach Zubereitung wirklich scharf.
Mini-Busse. Der einfachste Weg von einem Ort zum anderen zu gelangen, ist mit dem Mini-Bus zu fahren. Wie normale Busse auch, fahren sie bestimmte Ruten ab, bieten aber nur Platz für 15 Personen [oder mehr]. Sieht man einen Bus, mit seiner Nummer, oder mit einem Schild, das den Ort ankündigt, zu dem man möchte, so hält man ihn einfach an beliebiger Stelle an. Nicht selten kann man, während der Fahrt, die lieblichen Klänge des Cumbia vernehmen.
Novela. Oh, mein Gott. Haben wir uns nicht alle schonmal gedacht, was nachmittags für ein Schrott im TV läuft!? Jetzt stellt euch mal vor, es würden den ganzen Tag Telenovelas laufen. Willkommen in Lateinamerika! Alle hier lieben Telenovelas und schauen sie, wann immer Zeit dazu ist. Es gibt sogar einen Sender, der nichts anderes ausstrahlt als Telenovelas. Telenovelas. Telenovelas. Telenovelas.
Opa. Was im Deutschen liebevoll für Großvater steht, heißt hier so viel wie 'deppert', 'blöd', 'tollpatschig'. Ich war zu Beginn ein bisschen verwirrt, was das anging.
Pollo. Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass die Bolivianer sehr viel Hühnchen verspeisen?
Quechua.Auch das ist eine Kultur mit dazugehöriger Sprache. Sie ist mehr in der Gegend von Cochabamba zu finden
Religion. Dafür, dass ihren Vorfahren das Christentum mehr oder weniger aufgezwungen wurde, sind hier alle extrem religiös. Vor dem Essen wird gebetet, vor einer Reise auch und wenn man an einer Kirche oder einer biblischen Statue vorbeikommt, muss man sich bekreuzigen. Natürlich macht das nicht jeder mit, aber es ist doch schon sehr auffällig. 
Es gibt auch indigene Religionen, von denen bekommt man allerdings nicht viel mit. Wenn doch, haben sie meist mit spirituellen Ritualen zu tun, die von einem großen Teil der Bevölkerung verhöhnt werden.
Salteñas. Typisch für La Paz sind Salteñas feste Teigtaschen, die mit Hühnersuppe gefüllt sind.
Tänze. Es gibt unzählige bolivianische Volkstänze, die alle ihre eigene Geschichte haben. [Nachzulesen in meinem Karnevalspost oder auf Wikipedia]
Unterschiede. Bolivien ist das Land der Unterschiede. Angefangen beim Höhenunterschied von über 6.ooo m, bishin zu den verschiedenen Kulturen. Das wohl interessanteste sind die verschiedenen Klimazonen, die es hier gibt. Neben dem Altiplano, wo es recht trocken und kalt ist, gibt es auch Wüste und sogar Regenwald. Durch diese vielen Extreme sind hier eine Vielzahl von Tieren anzutreffen. Vom Jaguar bis zum Nandu, vom Affen bis zur Klapperschlange. Knapp 21 % der bisher entdeckten Landtierarten leben hier in Bolivien.
Verbrechen. Wie in allen Südamerikanischen Ländern, ist auch hier die Kriminalitätsrate höher, als in Europa. Interessant dabei: Auf alle 9 Bürger in La Paz kommt ein Polizist. Natürlich sind die nicht alle zur selben Zeit im Einsatz, aber es ist immernoch eine ganze Menge. Da sollte man meinen, dass das die Stadt sicherer macht. Unglücklicher Weise tun diese Polizisten so gut wie nichts. Die meisten regeln den Verkehr [mehr schlecht als recht] und der Rest steht in den Straßen und isst Salteñas. Es ist nicht selten vorgekommen, dass bereits jemand vor den Augen eines Polizisten ausgeraubt wurde. Good job, guys!
Wilphala. Was in aymara und quechua ganz einfach als Flagge übersetzt wird, ist neben der Nationalflagge vertreten, um die verschiedenen Kulturen des Landes zu repräsentieren.
X. Wie das Deutsche auch, verfügen spanisch, aymara und quechua über ein Lag von Worten mit X.
Yaaaaaaaa. La forma paceña [die La Pazer Art], um einen Satz zu beenden. Wenn es lustig ist, lustig sein soll, oder sonst einfach etwas fehlen würde, wird an den Satz ein langes yaaaaaaaaaaaa angehängt. Das kann durchaus auch sehr laut ausfallen, sodass man so manche Nacht davon geweckt wird.
Zampoña. Zu deutsch Panflöte. Sie ist das liebste Instrument des Bolivianers. Sie ist in der Mehrheit der Volkslieder enthalten und kleine Kinder müssen lernen ihre Eltern [oder unschuldige Nachbarn] mit den oftmals schiefen Klängen zu Tode zu nerven.

2 Kommentare:

  1. Liebe Cosima,

    so ein informatives Alphabet ist schon was Feines. Da fällt mir ein, dass sich auch Wilhelm Busch ein sehr schönes Alphabet ausgedacht hat, ich glaube es hieß "Naturkundliches" oder so ähnlich. Dabei hat er zu jedem Buchstaben einen Zweizeiler in Reimform erdacht. Ich kann mir intelligenten Blödsinn zwar üblicherweise sehr gut merken, in diesem Fall habe ich aber nur noch den Buchstaben "W" parat:

    Der Hering stört des "W"ales Frieden,
    des "W"urmes Länge ist verschieden.

    In diesem Sinne, bis die Tage

    Patonkel

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  2. Ich finds ja gut, dass es nur noch 100 Tage sind, aber du hast recht, so lange kommt es mir dann doch wieder nicht vor.

    Denise

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